Sonntag, 29. Juli 2012

Marathonläufer Mark Hoffmann: "Vegane Ernährung ist die Abkehr vom Extremen"

"Laufen gegen Leiden" lautet das Motto des 35-jährigen Marathonläufers Mark Hoffmann. Der Veganer setzt seine Energie dafür ein, auf das Unrecht und Leid aufmerksam zu machen, das den Tieren täglich angetan wird - in einer Gesellschaft, die an ihrer Doppelmoral krankt. Hoffmann will Vorbild für einen verantwortungsbewussten Lebensstil sein, ohne andere dabei zu missionieren.

Marathonläufer Mark Hoffmann
"Es dauerte knapp bis vor einem Jahr als mich nach dem Konsum meiner letzten fleischhaltigen Mahlzeit ein starkes Gefühl des Ekels und der Schuld überkam. Ich erkannte plötzlich, dass ich Teil von etwas Furchtbarem war und dies nie wieder sein wollte", beschreibt Hoffmann seine Abkehr von der tierischen Ernährungsweise: "Ich sah mich konfrontiert mit dem gesammten Elend und Leid dieser Welt und hundertausend Augen sahen mich an. Und ich war völlig nackt und hatte zu meiner Verteidigung nichts zu sagen."

Noch immer glauben viele, vegane Ernährung würde zwangsläufig zu Mangelerscheinungen führen. Dass dem nicht so ist, dass tierfreie Ernährung sogar förderlich zur Erlangung sportlicher Höchstleistungen sein kann, hat schon Patrik Baboumioan bewiesen, Gewinner der "Strongman-Meisterschaften" 2011 und damit "stärkster Mann Deutschlands". Wie Hoffmann setzt sich auch Baboumian öffentlich für die Rechte der Tiere und eine vegane Ernährung ein.

In einem Spiegel-Interview erklärt Hoffman, warum eine vegane Ernährung nicht "extrem" ist, wie die Frage des Journalisten suggeriert, sondern das genaue Gegenteil: "Ich finde es viel extremer, Tiere genetisch zu optimieren und unter Drogen gesetzt in enge Boxen einzupferchen. Tierversuche, Massentierhaltung - das ist extrem." Allerdings wolle er niemanden missionieren: "Das löst bei vielen den gegenteiligen Effekt aus. Ich lebe lieber vor und hoffe auf Nachahmer."

Hoffmann läuft gegen die vorherschende Gleichgültigkeit und die Doppelmoral, die es ermöglicht, dass Milliarden Tiere unter katastrophalen Bedingungen gehalten und misshandelt werden. Ihm geht es darum, "auf die schrecklichen Dinge hinzuweisen, vor denen ich selbst jahrelang den Kopf in den Sand gesteckt habe". Das erfordert eine Auseinandersetzung mit "der industriellen Massentierhaltung und deren abscheulichen Erfindungen und Praktiken. Mit dem Schulterzucken der Pelzträger. Mit der Doppelmoral welche es gesellschaftlich ächtet, einem Hundewelpen ins Gesicht zu treten, aber gleichgültig der Tatsache gegenübersteht, dass männliche Küken in Fabriken mit Schaufeln in überdimensionale Schredder geschippt werden. Mit der Entrechtung von Tieren."
  
Hoffmanns nächstes Projekt ist ein Spendenmarathon am 28. Oktober 2012 in Frankfurt am Main zugunsten von Seashepherd. Die Tierschutzorganisation setzt sich dafür ein, "die Zerstörung der Lebensräume und das Abschlachten der Tiere in den Weltmeeren zu beenden, um die Ökosysteme und Spezies nachhaltig zu schützen und zu erhalten". 

In der Zeit von 17. bis 20. Mai 2013 soll der "Staffellauf B12" folgen - ein Ultramarhonlauf entlang der 440 Kilometer langen Bundesstraße 12. Ausschließlich vegane Läufer sollen die jeweils 50 Kilometer langen Streckenabschnitte in gleichstarken Gruppen absolvieren. 

Donnerstag, 12. Juli 2012

Ethik und Ernährung: Süddeutsche Zeitung fordert Fleischverbot

Ernährung ist keine Privatsache. Das hat nun auch die Süddeutsche Zeitung erkannt. In einem aufrüttelnden Artikel schildert SZ-Autorin Petra Steinberger, warum wir kein Fleisch mehr essen sollten.

Foto: Dieter Schütz / pixelio
Ohne Umschweife kommt der Artikel zur Sache und nennt wesentliche (eigentlich hinlänglich bekannte) Problematiken der tierischen Ernährung: "Welthunger, Massentierhaltung, Kohlendioxid-Problem, überfischte Meere". In den vergangenen drei Jahrnzehnten hat sich der weltweite Fleischkonsum verdreifacht. Massentierhaltung ist eine der grausamen Folgen der Industrialisierung. Pro Jahr verschlingt der Durchschnittsdeutsche fast 100 Kilo Fleisch und Fisch  - damit muss Schluss sein.

"Es wird Zeit, sich vom Konsum von Tieren zu verabschieden" stellt Steinberger klar, denn wir brauchen kein Fleisch zum überleben.Vielmehr könnte es überlebenswichtig werden, kein Fleisch mehr zu essen: "Wir riskieren das Leben auf diesem Planeten, das ökologische Gleichgewicht, und ganz oben bei den Schuldigen steht unser Fleischverzehr. Der Konsum getöter Land- und Wassertiere. Wir werden ihn einschränken müssen, drastisch. Ihn vielleicht ganz aufgeben. Das gilt nicht nur für Rind, Schwein oder Geflügel. Es gilt genauso für Fische; und langfristig wohl auch für die Menge und Art, in der wir tierische Produkte insgesamt gebrauchen".

Für die perverse Gier nach Tier werden weltweit pro Jahr 53 Milliarden Landtiere ermordet, "oft nach Lebensumständen, die wir unseren Haustieren niemals zumuten würden".  Steinberger erklärt das so: "Der Skrupel, den die ersten Zivilisationen bei der Tötung von Tieren empfanden und den sie durch Rituale aufzufangen suchten, haben wir längst verdrängt. Vielleicht weil wir einen neuen Namen für diese biologische Lebensform gefunden haben: Vieh. Das klingt weniger nach Tier. Weniger nach Lebewesen." 

Es sind diese Bilder, die der Fleischesser gekonnt verdrängt, wenn er sich sein nächstes Schnitzel oder den tausendsten Hamburger in einer der Massentötungs-Fast-Food-Ketten reinzieht: "Tiere stehen in ihrem Kot, leben in ewiger Dunkelheit, Kälber werden der Mutter weggenommen, die Milch und noch mehr Milch produzieren muss, Schnäbel, Hörner, Schwänze, Hoden werden routinemäßig ohne Betäubung entfernt. Fische sind von Geschwüren übersät, werden von ihren Artgenossen erstickt und kannibalisiert, Rinder, Schweine, Vögel werden mit gebrochenen Gliedern zur Schlachtbank gezerrt, schwitzen Todesangst, sind oft nicht einmal tot, wenn sie aufgeschnitten, gerupft, in kochendes Wasser geworfen werden." Es ist traurig, dass man diese Bilder immer wieder bemühen muss, um gegen das Verdrängen anzukämpfen. Aber anders geht es nicht.

Hier sind die Medien in die Pflicht zu nehmen. Leider viel zu oft aber wird der Fleischkonsum angepriesen und dem Leser schmackhaft gemacht - auch im wöchentlich erscheinenden Magazin der SZ, wo sogenannte "Sterne-Köche" regelmäßig fleischlastige Rezepte vorstellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Blättern ist die SZ aber zumindest schon das eine oder andere Mal mit fleischkritischen Artikeln aufgefallen. Etwa zu den gesundheitlichen "Folgen der Fleischeslust" anlässlich der Grillsaison, während von der Boulevardpresse nichts als unkritische Grilltipps zu lesen sind. Es wird höchste Zeit umzudenken. Tipp an die Presse: Einfach mal vegetarische Grillrezepte veröffentlichen.

Link zum Artikel: Nicht Fisch! Nicht Fleisch!