Dienstag, 31. Dezember 2013

StopMeat-Jahresrückblick: Was 2013 wichtig war

Noch immer sind wir von einer Welt ohne sinnloses Tierleid weit entfernt. Auch 2013 mussten unzählige Tiere in den Tierfabriken und Schlachtereien für den Gaumenkitzel der Fleischesser leiden. Es hat aber dennoch auch viele positive Entwicklungen gegeben. StopMeat blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. 

Foto: StopMeat


"Die Zeit wird kommen, da die Menschen, wie ich, die Tiermörder mit gleichen Augen betrachten werden wie jetzt die Menschenmörder."

Leonardo da Vinci

Januar 2013

  • Über 1.000 Tiere frisst ein Durchschnittsdeutscher in seinem Leben - darunter vier ganze Rinder, vier Schafe, 12 Gänse, 37 Enten, 64 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner. Das ist das unappetitliche Ergebnis des Fleischatlas 2013, den die Heinrich-Böll-Stiftung, Le Monde Diplomatique und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) herausgebracht haben. Die Deutschen essen damit doppelt soviel Fleisch wie Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Zahlen haben eine große mediale Beachtung erfahren. Und sie verdeutlichen vor allem eins: So geht es nicht weiter - eine Wende in der Agrarpolitik ist überfällig. Stop Eating Animals!
  • Die Zahl der Tierfabriken wächst in Deutschland und erreicht einen traurigen Rekordwert: "Deutschland wird zum Maststall Europas und zum führenden Billigfleischexporteur", fasst die Bundestagsfraktion der Grünen ihre Ergebnisse zusammen. 
  • Seit Anfang des Jahres ist die grausame dauerhafte Käfighaltung in sogenannten Kastenständen EU-weit verboten. Schweinehalter ingorieren jedoch dieses Verbot. Die Albert-Schweitzer-Stiftung startet daraufhin eine Protestaktion wegen illegaler Tierquälerei.
  • Wir haben Agrarindustrie satt! Am 19. Januar kommt es zu einer großen Demo gegen Massentierhaltung in Berlin. Auch für 2014 ist eine Protestaktion geplant.

Februar 2013

  • Ein Pferdefleischskandal erschüttert die deutschen Haushalte: Pferdefleisch in der Lasagne. StopMeat kommentiert auf Twitter: "aber der eigentliche Skandal ist doch, dass Menschen es schlimm finden, Pferde zu essen, während Kühe essen für sie völlig okay ist." 
  • Philosoph und Tierrechtsvordenker Peter Singer ("Animal Liberation") veröffentlicht einen bemerkenswerten Artikel in der "Welt": "Tierschutz: Ein historischer Kampf wie gegen die Sklaverei" .
  • Pferdefleischskandal geht weiter: Jetzt werden auch Dopingmittel in der Lasagne entdeckt.

März 2013

  • Veggie Day in den USA: In Los Angeles sind jetzt Montags alle Schulen fleischfrei
  • Tierrechtsorganisationen feiern vegane Ostern: Jedes Jahr werden allein in Deutschland 40 Millionen männliche Küken bei lebendigem Leib zerschreddert, vergast oder auf den Müll geworfen. Deshalb: Wer Eier hat lässt die Eier weg!

April 2013

  • Schlachtzahlen: 2012 wurden 15 Millionen Tiere weniger im Vergleich zum Vorjahr ermordet. Trotz der positiven Trendwende: Jedes ermordete Tier ist eines zu viel.
  • Gesehen: In einem brasilianischen Imbiss in München verkaufen sie Menschenfleisch: "Reis, Bohnen, Hänschen und Salat in Tomaten Sauce". Inzwischen wurde das Schild entfernt
  • Wurstlobbyist Uli Hoeneß ist ein reicher Mann - nicht zuletzt durch die Ausbeutung und Tötung von unzähligen Tieren: Seine Nürnberger Rostbratwürste werden europaweit verkauft. Jetzt wird bekannt, dass der FC-Bayern-Funktionär und CSU-Amigo Steuern im großen Stil hinterzogen hat - und alle sind auf einmal überrascht oder "enttäuscht"...

Mai 2013

  • Doppelter Erfolg für den Verein gegen Tierfabriken in Österreich: Die Tierschutzorganisation erreicht, dass der Tierschutz in die Verfassung aufgenommen wird - und gewinnt den ersten Preis für den Tierschutzlauf.

Juni 2013

  • Die Fleischindustrie versklavt nicht nur die Tiere, sondern auch ihre Handlanger: Zeitungen berichten von "skandalösen Verhältnissen" und "Lohnsklaven". Konkret geht es um schlechte Bezahlung, "unwürdige Unterkünfte", Erniedrigung und Erpressung. Auch von Menschenhandel und organisierter Kriminalität ist die Rede. 
  • Der Verein gegen Tierfabriken ruft zur Selbstanzeige auf: Tierschutzaktivismus darf nicht kriminalisiert werden!
  • Billigfleisch um jeden Preis: Staatsanwälte in Düsseldorf und Oldenburg ermitteln gegen 22 Firmen der Fleischindustrie wegen des Verdachts der jahrelangen Steuerhinterziehung im großen Stil.
  • Die Schlachtzahlen in Deutschland sind im ersten Quartal 2013 weiter gesunken: 1,7 Millionen Tiere weniger wurden ermordet im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 

Juli 2013

  • "Mir hams satt": Die erste bayerische Großdemo gegen Tierfabriken findet in München statt. 8.000 Menschen demonstrieren vor der bayerischen Staatskanzlei.
  • Überall stinkt es beißend nach verbrannten Leichen - es ist wieder Grillsaison.
  • Australien erkennt die vegane Ernährung offiziell als gesund an. 
  • Indien erkennt Delphine als nicht-menschliche Personen an, deren Rechte auf Leben und Freiheit respektiert werden müssen. 

August 2013

  • 20 Millionen Schweine landen pro Jahr im Müll, geht aus einer Schätzung von Naturschützern hervor. Die Folge von Billigfleisch.
  • Der Veggie-Day erhitzt die Gemüter im Wahlkampf: Es geht um einen Vorschlag der Grünen, einen fleischfreien Tag pro Woche in Kantinen einzuführen. Früher wurde einmal pro Woche Fleisch gegessen, jetzt schreien Fleisch-Junkies, wenn sie einen Tag auf Tierleichen verzichten sollen. 
  • Ein - vermutlich von der Fleischlobby bezahlter - Attentäter verätzt drei TierschützerInnen und einen Passanten in Österreich gezielt mit Buttersäure.
  • Ein Wurstproduzent erkennt die Zeichen der Zeit: "Wir essen zu viel Fleisch" bekennt ausgerechnet der Chef der Rügenwalder Mühle. 

September 2013

  • Veganer stellt Weltrekord auf: Patrik Baboumian, der 2011 den Titel "Stärkster Mann Deutschlands" gewann, trug 555 Kg zehn Meter weit. 
  • Bei dem Skandalkonzern Wiesenhof landen lebende Hühner im Mülleimer, und bei Galeria Kaufhof finden Kontrolleure verdorbene Grillhähnchen. 
  • Die CDU gewinnt die Bundestagswahlen - ein schwarzer Tag für den Tierschutz. Immerhin fliegt die "Jetzt erst recht Fleisch essen"-Partei FDP raus. 
  • Nordrhein-Westfalen beschließt als erstes Bundesland das grausame Zerschreddern von männlichen Küken zu verbieten. 

Oktober 2013

  • Auf dem Oktoberfest werden in zwei Festzelten erstmals vegane Speisen angeboten.
  • Stopvivisection: Die Europäische Bürgerinitiative zur Abschaffung von Tierversuchen schafft die erforderlichen Millionen Stimmen. 

November 2013

  • Fleischskandal in Niedersachsen: es geht um tonnenweise vergammeltes Fleisch. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt. 
  • Betrug mit über 250 Tonnen gefälschtem Bio-Fleisch: Der Betrüger kommt mit Bewährung davon.
  • Klimaaktivist Al Gore wird Veganer. 
  • Die SPD knickt bei den Koalitionsverhandlungen vor Tierquäler-Partei CDU ein: Damit sind die Forderungen für mehr Tierschutz vom Tisch. 

Dezember 2013

  • Sieg der Fleischlobby in der EU: In Schlachthöfen muss weniger kontrolliert werden. 
  • Wieder ein Pferdefleischskandal - diesmal in Frankreich. Dabei geht es um das Fleisch von Pferden, die von der Pharmaindustrie für die Herstellung von Medikamenten missbraucht wurden. 
  • Das Tollwood-Festival setzt ein Zeichen gegen Massentierhaltung. Im Mittelpunkt steht das "Café Bad Connection" - ein begehbarer Käfig. 

Sonntag, 8. Dezember 2013

Tollwood setzt Zeichen gegen Massentierhaltung

"ARTgerecht" - unter diesem Motto steht das Münchner Tollwood-Festival im Winter 2013. Im Mittelpunkt steht das "Café Bad Connection": Ein mehrstöckiges Gebäude aus Gitter, unterteilt in winzige Käfige. Besucher können so am eigenen Leib erfahren, wie Tiere unter der grausamen  Massenhaltung leiden.
Cafe Bad Connection  Foto: StopMeat


Das diesjährige Tollwood Winterfestival stellt gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund das Thema artgerechte Tierhaltung in den Mittelpunkt. Wer das Festivalgelände betritt, sieht einen riesigen Käfig - das "Café Bad Connection". Entworfen hat es der Aktionskünstler Wolfgang Flatz. "Legebatterien, Bullenmast, Schweinezucht, Kaninchenställe, Asylantenheime, Trabantenstädte und artverwandte Architekturen vebinden wir im allgemeinen mit unwürdiger Unterbringung von Tieren und Menschen", ist auf einem Schild an dem Käfig zu lesen. "Weder Tier noch Mensch wollen oder brauchen das", stellt Flatz klar: "Geschuldet ist diese Form von Einrichtungen der Massenhaltung einer Konsum- Mehrwert- und Profitgesellschaft, die rücksichtslos auf Kosten anderer Lebewesen Produktionsmethoden entwickelte, die sich weder an der Art noch am Leid, das durch diese Systemarchitektur entstand, orientiert oder beeindrucken lässt."

Artgerecht? Foto: StopMeat
Das Leid in der Massenhaltung wird so für jeden Besucher, der sich in einen der kleinen Käfige zwängt, physisch erfahrbar. Der Unterschied: Die Käfige sind nicht abgeschlossen, schnell ist man wieder draußen in der Freiheit, nachdem man den grandiosen Ausblick auf das Festivalgelände vom oberen Stock des Kunstwerks genossen hat. Viele Besucher wirken amüsiert, auf ihrem Kurztrip in die Hölle der industriellen Massenhaltung- und vernichtung. Aber Millionen Tiere müssen ihr komplettes kurzes Leben in einem solchen Käfig verbringen,. Da bleibt zu hoffen, dass der Besuch des "Café Bad Connection" bei einigen Besuchern auch ein Umdenken bewirkt. Immerhin hängen am Eingang und am Ausgang Untertschriftenlisten aus. Dort - und auch online - können Besucher für die Abschaffung der industriellen Massentierhaltung unterschreiben.

Nackt und schutzlos wie die Tiere

Am Samstag, den 14. Dezember 2013 haben 63 Menschen bei eisiger Kälte nackt und schutzlos in dem dreistöckigen Gitterkäfig gegen die Massentierhaltung demonstriert. Mit dem Auftritt wollten die Demonstranten die Beklemmung und Würdelosigkeit in den Tierfabriken zum Ausdruck bringen. Die Aktion "Krönung der Schöpfung" von Wolfgang Flatz war Teil der Kampagne "ARTgerecht: Lasst Tiere wie sie sind", sie wurde von der Fotografin Nomi Baumgartl begleitet und dokumentiert

 "'ARTGerecht" zielt auf Lebensbedingungen von Tieren in Zucht und Aufzucht, die ihren natürlichen Bedürfnissen entsprechen. Denn hier wird grausam gesündigt - das Stichwort lautet industrielle Massentierhaltung. Hühnern werden die Schnäbel gekürzt, Schweinen die Schwänze abgeschnitten, Kühe werden enthornt, alles mit dem Ziel, möglichst viel Fleisch zu erwirtschaften", erklärt Tollwood-Chefin Rita Rottenweiler.

In einem eigenen Kinderzelt  können sich auch die Kleinen schon darüber informieren, unter welchen Bedingungen die geliebten Tiere gehalten werden. Dafür werden Werkstätten angeboten, die das Thema spielerisch veranschaulichen. Was bedeutet artgerechte Tierhaltung? Wie kann jeder beim Einkauf den Tieren helfen? Legen die Hühner Eier damit wir sie essen? Das sind Fragen, um die es dabei geht.

So lobenswert es ist, auf das Problem der Massentierhaltung aufmerksam zu machen - konsequent ist es nicht, wenn gleichzeitig zahlreiche Stände die Besucher mit toten Tieren verköstigen. Hier könnte das Festival noch viel mutiger sein. Immerhin werden seit jeher auch viele vegetarische Gerichte angeboten. Ein echtes Zeichen könnte das Tollwood setzen, wenn es ausschließlich veganes Essen verkaufen würde. Immerhin wurden dieses Jahr auf dem selben Gelände erstmals in der Geschichte des größten Massenbesäufnisses der Welt vegane Speisen auf dem Oktoberfest angeboten.