Montag, 1. Oktober 2012

Oktoberfest 2012: Tierrechtler zeigen Präsenz in München

Tiere haben Rechte. Foto: StopMeat
Die jedes Jahr in München stattfindende "Wiesn" ist ein Fest der Superlative: Rund 3,6 Millionen Besucher aus aller Welt kamen bis zur Halbzeit dieses Jahr auf die Theresienwiese und tranken ebenso viele Maß Bier. Der Maßlosigkeit fallen aber nicht nur die alljährlichen "Bierleichen" zum Opfer, sondern auch mehr als 500.000 Hähnchen, über 100 Ochsen und unzählige weitere Tiere, die für das größte "Fest" der Welt gequält und getötet werden. Ein breites Bündnis von Tierrechtlern hat am 29. September 2012 seinen Unmut und Widerstand gegen diese Form des "Feierns" am Münchner Marienplatz deutlich gemacht.

Der Termin war gut gewählt: Der Marienplatz war trotz schlechten Wetters übervoll mit Oktoberfest-Besuchern aus aller Welt. Unter dem Motto "Wiesn Meat Out" haben sich erstmals mehrere Tierrechtsorganisationen zusammengeschlossen, um den Fleischessern die Augen zu öffnen. Auch der eingefleischteste Wiesn-Fan konnte die zahlreichen Stände nicht ignorieren. Viele blieben stehen, zeigten sich interessiert und teilweise auch schockiert angesichts der unbequemen Wahrheiten über die Fleischindustrie, die sie dort aufgetischt bekamen.


Animal Peace-Vorsitzende Silke Ruthenberg. Foto: StopMeat
Animal Peace war mit zahlreichen Mitgliedern vertreten und informierte ausführlich über die Geschöpfe, die zu Steak, Schnitzel, Wurst etc. verarbeitet werden. So konnte man beispielsweise erfahren, dass ein Rind eine natürliche Lebenserwartung von 30 Jahren hat, ein Huhn 10 Jahre und ein Schwein 15 Jahre alt werden kann. In der Fleischindustrie werden Rinder aber schon mit einem Jahr, Schweine mit 6 Monaten und Hühner nach 40 Lebenstagen geschlachtet: "Menschen essen Kinder!". Auch Vorsitzende Silke Ruthenberg, Autorin des Buches "Die Gefühle und Gedanken der Tiere", stand den Anwesenden Rede und Antwort. Sie informierte über die vielfältigen veganen Ernährungsmöglichkeiten. Gefragt, was sie Menschen sage, die aus traditionellen Gründen nicht  auf Fleisch verzichten wollen, antwortete sie: "Schlechte Traditionen muss man abschaffen, die guten muss man erhalten."


Stand von Animal Peace. Foto: StopMeat

Animal 2000, Landesband gegen Tierversuche, Intensivtierhaltung und sonstige Formen der Tierausbeutung, zeigte ebenfalls Präsenz mit einem eigenen Stand. Das Motto: "...denn Mitleid ist zu wenig". Der Verein informierte mit zahlreichen Broschüren über die Marter der Rinder ("Die meisten stehen im Stall - ohne Einstreu, auf Betonboden und oft angebunden an einer etwa 1 Meter kurzen Kette"), über das Leid der Schweine die verstümmet werden, "um sie der extremen Intensivhaltung anzupassen", oder das trostlose Dasein von Masthähnchen, Truthühnern, Enten und Gänsen. Auf einem Plakat mit einem Schwein ist zu lesen: "Mein Fleisch gehört mir! Falls Ihr trotzdem Fleisch essen wollt, beißt euch doch in den eigenen Arsch!"

"Mein Fleisch gehört mir!" Stand von Animal 2000. Foto: StopMeat

Sea Shepherd Conservation Society war auch mit einem Stand vertreten. Die 1977 gegründete internationale gemeinnützige Organisation widmet sich dem Schutz der maritimen Tierwelt: "Unsere Mission ist es, die Zerstörung der Lebensräume und das Abschlachten der Tiere in den Weltmeeren zu beenden, um die Ökosysteme und Spezies nachhaltig zu schützen und zu erhalten." Seit Beginn des Walfangverbots 1986 setzt sich die Organisation beispielsweise aktiv für den Schutz der Wale ein und rettete bereits mehr als 3.600 Walen das Leben.
Stand von Sea Shepherd Deutschland. Foto: StopMeat

Animals United, eine Gruppe junger Menschen, die sich aktiv für die Rechte der Tiere einsetzen, war ebenfalls mit einem eigenen Stand vertreten. Der Tierschutzverein besteht seit 2005 und ist seit 2011 ein gemeinnützig anerkannter eingetragener Verein: "Durch Teilnahme an friedlichen Demonstrationen versuchen wir die Menschen über das immer noch weit verbreitete Leid viele Tiere aufzuklären und aufzuzeigen, wie jeder in seinem Alltag mit seinem Handeln Tieren helfen kann." Der Verein setzt sich beispielsweise für einen "Veggietag" ein. Der fleischfreie Tag soll ein Zeichn für Klimaschutz, bewusstere Ernährung und nachhaltige Esskultur ohne Tierleid setzen. An der gestartete Initiative "Veggietag für München" beteiligen sich Kantinen, Mensen und andere städtische Einrichtungen. Auch Restaurants können Teilnehmen. "Man kann Traditionen und Feiern auch ohne Tierleid erleben", sagt Mitinitiatorin Julia Mandoki.

Stand von Animals United. Foto: StopMeat

Auch die Tierschutzpartei Mensch, Umwelt, Tierschutz zeigte mit einem eigenen Stand Präsenz. Die Partei sammelt Unterschriften um auch in den Parlamenten aktiv mitwirken zu können: "Wir treten für einen konsequenten Umwelt- und Tierschutz ein, nicht zuletzt, weil konsequenter Umwelt- und Tierschutz auch der beste Menschenschutz ist. Unsere Partei ist deshalb so außerordentlich wichtig, weil keine der etablierten Parteien bisher den Mut und die Einsicht gezeigt hat, alle heutigen Probleme in ihren ursächlichen Zusammenhängen zu verdeutlichen."

Stand der Tierschutzpartei. Foto: StopMeat

Das Oktoberfest stehe als Sinnbild  für das "unreflektierte Konsumverhalten in unserer Gesellschaft", kommentierte die Tierrechstinitiative München, die ebenfalls zur Demo aufgerufen hatte: "Geh mit uns auf die Straße um den Opfern dieses Wahnsinns eine Stimme zu geben."

Und was sagen die Wiesn-Wirte? "Fleisch ist mein Gemüse. Ich komme aus einer Metzgerfamilie und mein Vater hat schon immer gesagt: Bua, Fleisch ist das beste Gemüse", sagt Wiesn-Wirte Sprecher Toni Roiderer und ergänzt: "Ich mische mich ja auch nicht ein, wenn die Vegetarier dem Vieh das Futter wegessen." Bei so viel geballter Dummheit und Ignoranz fehlen einem einfach die Worte...