Freitag, 4. Oktober 2013

Oktoberfest 2013 - ein Paradigmenwechsel?

Auf dem "größten Fest der Welt" werden in München nicht nur Jahr für Jahr Unmengen an Bier getrunken, sondern auch unzählige Ochsen, Hähnchen und weitere Tiere konsumiert. Eine fleischlastige Ernährung , so scheint es, ist mit der bayerischen Kultur, und somit auch mit der "Wiesn", untrennbar verbunden. Regiert hier doch seit einer gefühlten Ewigkeit die konservative CSU - Partei der Fleisch- und Massentierhaltungslobby - zu deren Anhängern sich auch der Vegetarierhasser und Wurstfabrikant Uli Hoeneß zählt.

Doch die immer zahlreicher werdende Gruppe von Menschen, die bei Tierleid und Massentierhaltung nicht mehr mitmachen wollen, hat mit ihren Argumenten nun auch das große Fest der lederhosentragenden Fleischfresserei erreicht: Erstmals werden auf dem Oktoberfest 2013 vegane Speisen angeboten. Es sieht so aus, als hätte die Überzeugungsarbeit zahlreicher Tierrechtsorganisationen, die sich zum Oktoberfest 2012 auf dem Marienplatz zum "Wiesn Meat Out" versammelt hatten, um über das Leid der Tiere durch die Fleischindustrie aufzuklären, erste Früchte getragen hat.

Bislang mussten sich vegane Wiesngänger mit gebrannten Mandeln, Radi und Brezn zufrieden geben. Aber dieses Jahr gibt es im Herzkasperzelt auf der "Oiden Wiesn" erstmals auch vegane Käsespätzle, Salat mit gebratenem Gemüse oder veganen Apfelkuchen. Initiator der Neuerung ist Lorenz Hocke, der in dem veganen Münchner Restaurant Max Pett kocht. Er ist der Sohn des Besitzers von dem Herzkasperzelt. Als er seinem Vater vorschlug, vegane Speisen anzubieten, sei dieser sofort einverstanden gewesen, schreibt die taz:  Immer wieder gebe es große Gruppenreservierungen, manchmal von 150 bis 200 Personen. "Da kann man davon ausgehen, dass auch Veganer dabei sind", so sein Argument: "ich bin Gastwirt, warum soll ich dieser Kundschaft nicht auch was Ordentliches anbieten". 

Und auch ein zweites Festzelt bietet nun erstmals ein veganes Essen an: Im Ammerzelt gibt es Bio-Hühner-Frikassee aus Sojaschnitzel mit Spargel, Kapern, Erbsen und Reis. "Unsere veganen Wiesngäste können sich ihre Verpflegung doch nicht in der Tupperschüssel mitbringen", meint Geschäftsführerin Claudia Trott. Jetzt nimmt also auch der Mainstream die Veganer als zahlende Zielgruppe wahr. Bleibt zu hoffen, dass diese Zielgruppe mit den  neuen Angeboten weiter wächst und die der Fleischesser immer kleiner wird. Letzes Jahr spuckte Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer noch ganz andere Töne: "Fleisch ist mein Gemüse. Ich komme aus einer Metzgerfamilie und mein Vater hat schon immer gesagt: Bua, Fleisch ist das beste Gemüse. Ich mische mich ja auch nicht ein, wenn die Vegetarier dem Vieh das Futter wegessen." Ob er dieses Jahr sein Fähnchen nach einem anderen Wind dreht und ein Loblied auf die fleischfreie Ernährung singt? Immerhin sind ja auch Veganer zahlende Gäste, und sie werden immer mehr…



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